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Herbert Hilkenbach vollendet das erste Jahr seines zehnten Lebensjahrzehnts

Aus diesem Anlass übermittelte Landesvorsitzender Ulrich Biermann die besten Wünsche der BSBD-Landesleitung und gab der Hoffnung Ausdruck, dass dem BSBD-Ehrenmitglied noch viele Jahre eines erfüllten Lebens bei guter Gesundheit vergönnt sein mögen. Der Jubilar kann auf eine lange Zeit des Aufbaus und der Blüte sowohl des Strafvollzuges in NRW als auch des BSBD zurückblicken. Diese Zeiten hat Herbert Hilkenbach in führenden Positionen und Funktionen maßgeblich mitgestaltet und in diesen Aufgaben wohl auch Befriedigung und Erfüllung gefunden.

Im Jahre 1957 trat Herbert Hilkenbach in den Dienst des niedersächsischen Strafvollzugs und war zunächst bei der JVA Oldenburg tätig, bis es ihn 1962 nach Nordrhein-Westfalen verschlug. Drei Jahre später wechselte er zur JVA Herford, wo er die schulische und berufliche Förderung der jungen Gefangenen verantwortete. Durch sein Wirken hat er diesem nachweislich rückfallvermeidenden Bereich des Vollzuges ganz neue Impulse verliehen.

Herbert Hilkenbach setzte sich für den Ausbau der Beschulung und pädagogischen Betreuung ein, um während der Strafvollstreckung schulische Defizite der Probanden zu beheben. Gleichzeitig war es ihm ein Anliegen, die jungen Gefangenen beruflich zu qualifizieren. Er weitete die Möglichkeiten der Herforder Einrichtung, hinter den hohen Mauern des Gefängnisse Berufsabschlüsse zu vermitteln, enorm aus. In der Spitze verfügte die Einrichtung für mehr als 160 Ausbildungsplätze in den unterschiedlichsten Handwerksberufen und war damit die größte Ausbildungseinrichtung im Kreis Herford.

Berufsausbildung wird zu einem Markenzeichen des Vollzuges

Es ist das herausragende Verdienst von Herbert Hilkenbach, tragfähige Strukturen im Zusammenwirken mit der Handwerkskammer und den beteiligten Berufsschulen aufgebaut zu haben, damit in der JVA Herford Berufsausbildung auf hohem Niveau realisiert werden konnte. Generationen von jungen Inhaftierten verdanken dem Engagement Hilkenbachs, dass sie ihre Persönlichkeit während der Haft entwickeln konnten und gleichzeitig die Chance erhielten, einen qualifizierten Berufsabschluss als Basis für die künftige Existenzsicherung zu erwerben.

Nebenamtlich arbeitete der Jubilar viele Jahre als Dozent an der Pädagogischen Hochschule Bielefeld. Zudem war er Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Lehrer im Justizvollzug, die er als Vorsitzender über Jahrzehnte hinweg nachhaltig prägte.

Der Name des Jubilars ist mit der Reform des Vollzuges dauerhaft verbunden

Nachdem am 1. Januar 1977 das Strafvollzugsgesetz in Kraft getreten war, sollte im Nachzug auch der Jugendstrafvollzug nach dem Willen der sozial-liberalen Bundesregierung eine gesetzliche Grundlage erhalten. Der damalige Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel (SPD) hatte hierfür bereits 1975 eine Reformkommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Böhm eingesetzt, der neben dem damaligen BSBD-Landesvorsitzenden Hans W. Schmidt auch Herbert Hilkenbach angehörte. Die Kommission legte zwar mit sehr viel Sachverstand die Basis für ein künftiges Gesetz, das als Bundesgesetz jedoch niemals verabschiedet wurde.

Für seine herausragenden Verdienste um die Wiedereingliederung von jungen Strafgefangenen und für sein ehrenamtliches Eintreten für die Interessen der Strafvollzugsbediensteten wurde Herbert Hilkenbach das Bundesverdienstkreuz zuerkannt, das ihm Christian Dertinger, der seinerzeitige Präsident des Justizvollzugsamts Hamm, im Rahmen einer Feierstunde im September 1983 in der JVA Herford überreichte.

Berufliche Qualifikation wirkt rückfallvermeidend

Herbert Hilkenbach hat sich während seines aktiven Dienstes stets von der Überzeugung leiteten lassen, dass sich der Vollzug an seinen Ergebnissen messen lassen muss. Er war zutiefst davon überzeugt, dass die Behebung schulischer Defizite und die Vermittlung von Berufsabschlüssen hierzu einen ganz wesentlichen Beitrag leisten können. Leider war es ihm während seines Dienstes nicht vergönnt, dass die Richtigkeit seiner Überzeugung durch eine flächendeckende Rückfallanalyse im Bereich des Jugendvollzug nachgewiesen wurde.

Erst mit Beginn des neuen Jahrtausends werden bundesweite Rückfallstatistiken geführt, mit denen der Nachweis geführt werden konnte, dass das in den Jugendvollzug investierte Geld gut angelegt ist. Speziell die berufliche Qualifizierung hat demnach eine nachhaltig positive Auswirkung auf die Vermeidung des Rückfalls.

Die Statistiken bestätigen fortlaufend, dass die Betroffenen nach Entlassung aus dem Jugendvollzug in 55 Prozent aller Fälle den Rückfall dauerhaft vermeiden können. Wenn man bedenkt, dass der Jugendstrafvollzug die ultima ratio staatlicher Reaktionen auf delinquentes Verhalten junger Menschen ist, der erst verhängt wird, wenn alle anderen Maßnahmen der Verhaltensbeeinflussung ausgeschöpft und gescheitert sind, dann kann dieses Ergebnis der Wiedereingliederungsbemühungen gar nicht hoch genug bewertet werden. Zu dieser Entwicklung hat der Jubilar einen herausragenden, richtungweisenden Beitrag geleistet.

Mit der Übernahme der Leitungsfunktion erfüllt sich Hilkenbachs Berufsleben

Als sich im Jahr 1989 Irmgard Wimmer, seinerzeit die bundesweit erste Leiterin einer Vollzugseinrichtung, in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedete, wurde Herbert Hilkenbach – quasi als natürlicher Nachfolger – mit der Leitung der JVA Herford betraut. Es war ihm damit möglich, viele seiner reformpädagogischen Erkenntnisse in fachpraktisches Handeln zu übertragen.

Aber auch der BSBD NRW, dessen Ehrenmitglied der Jubilar seit 2007 ist, hat Herbert Hilkenbach viel zu verdanken. Seit den 1960er Jahren bis 2015 saß er den BSBD-Gewerkschaftstage auf Landes- und Bundesebene als Präsident vor. Diese Großveranstaltungen moderierte er mit gekonnter Leichtigkeit und Nonchalance. Abweichungen vom Arbeitsprogramm rügte er sehr pointiert, ohne zu verletzen. Diskussionen und Erörterungen auch komplexer Sachverhalte vermochte er straff zu leiten. Dank dieser Fähigkeiten gelang es ihm stets, die Mammutprogramme der Gewerkschaftstage in einem engen Zeitrahmen sachgerecht zu bewältigen.

Der BSBD hat Herbert Hilkenbach viel zu verdanken

Dank seiner Eloquenz und seiner routiniert lockeren Verhandlungsführung umkurvte Herbert Hilkenbach alle denkbaren Klippen der Geschäftsordnung bravourös. Über viele Jahrzehnte war der Jubilar Gesicht und Stimme der BSBD-Gewerkschaftstage. Mit Einfühlungsvermögen, Schlagfertigkeit und persönlichem Charme gelang es Hilkenbach immer wieder, die Gewerkschaftstage zu einem Fest gemeinsamer Interessen und gewerkschaftlicher Solidarität werden zu lassen.

Als er 2015 vor dem BSBD-Gewerkschaftstag in Köln seinen altersbedingten Abschied verkündete, dankten die Delegierten dem Jubilar mit minutenlangen Ovationen. Für das neue Lebensjahr wünscht die BSBD-Familie alles erdenklich Gute und noch viele erfüllte Jahre im Kreise seiner Lieben.

Friedhelm Sanker